185
340. Kaiser Friedrich t., genannt Barbarossa.
In der Mitte des schwäbischen Landes,^ fast gleich weit vom
Rheine, vom Lech und vom Bodensee entfernt, erhebt sich der
hohe Staufen, ein kegelförmiger Berg. Hier stand einst die
Stammburg eines berühmten deutschen Kaiserhauses, das den
Namen „die Hohenstaufen" führt. Jetzt sind die Trümmer der
alten Heldenburg mit Gras und Disteln überwachsen. Die
ältesten, mit Moos überzogenen Eichen des großen Waldes, der
sich am Fuß des Berges ausdehnt, mögen vielleicht in ihrer
Jugend noch einiges von der Herrlichkeit geschaut haben, die einst
auf dem Berge thronte.
Kaiser Konrad war der erste aus dem Hause der Hohen-
staufen, der die Kaiserkrone trug. Nach seinem Tode wählten
die deutschen Fürsten einstimmig unter dem lauten Zurufe des
Volkes den Herzog Friedrich von Schwaben aus demselben
Geschlechte.
Friedrich war ein und dreißig Jahre alt. Männliche Krast
und edle Schönheit zeichneten ihn aus. Sein Haar war blond
und hing nach Sitte der damaligen Zeit bis hinter die Ohren
herab; auf der Stirn war es kurz abgeschnitten und gekräuselt.
Seine Haut war weiß, feine Wangen rot. Wegen seines röt-
lichen Bartes nannten ihn die Italiener Barbarossa, d. i. Rot-
bart. Aus seinen blauen Augen strahlte Milde und Wohlwollen,
nur in dem Kampfe erglänzten sie wie ein niederschmetternder
Blitz. Sein Gang war fest, seine Stimme rein, sein Anstand
männlich und würdevoll. In ritterlichen Übungen stand er
keinem nach. Bei Festen war er heiter; doch haßte er aus-
schweifende Lustigkeit. Von Sitten war er einfach, von Ge-
sinnung edel und großmütig, voller Achtung vor dem Gesetz
und von Herzen gottesfürchtig. Obgleich er ein geschickter Feld-
herr war, so liebte er den Krieg doch nicht. Furchtbar und streng
gegen Widerstrebende, zeigte er sich versöhnlich gegen Reuige.
Dabei war er herablassend gegen jedermann. Er übte ein starkes
Regiment. Die Raubritter am Rhein ließ er seinen Arm fühlen.
66 ihrer Burgen legte er in Trümmer und verschaffte so den
gewerbthätigen Städtern und den fleißigen Landleuten Ruhe
und Sicherheit. Seine gewaltige Kraft beugte Dänemark und
Polen. Gesandte aus Frankreich, England, Spanien und Italien
huldigten ihm im Namen ihrer Fürsten. Schwer empfanden die
lombardischen Städte, und besonders Mailand, das er in Asche
legte, seine starke Hand.
Groß war Deutschlands Herrlichkeit unter diesem Kaiser.
Nie war der deutsche Name mehr geachtet und gefürchtet als da-
mals; nie sahen die deutschen Gauen glänzendere Reichstage als
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Extrahierte Personennamen: Friedrich Friedrich Barbarossa Barbarossa Konrad Konrad Friedrich_von_Schwaben Friedrich Friedrich Barbarossa Barbarossa
Extrahierte Ortsnamen: Rheine Hohen- Rhein Polen Frankreich England Spanien Italien Mailand Deutschlands
187
Als sie zur Wahl versammelt waren, brachte der Erzbischof
von Mainz den schwäbischen Gra fen Rudolf von Habsburg
in Vorschlag. Der war nicht mächtig an Land und Leuten, aber
ein gar tapferer, kluger und biederer Herr. Auch rühmte man
seine Frömmigkeit. Einst ritt er von seinem Stammschlosse, der
Habsburg im Schweizerlande, zur Jagd aus. Da begegnete ihm
ein Priester, der einem Sterbenden das heilige Abendmahl reichen
wollte. Sein Weg führte ihn über einen Bach, dessen Steg
durch die Gewalt des angeschwollenen Wassers weggerissen war.
Kaum sah Rudolf, wie der Priester sich anschickte, den Bach zu
durchwaten, als er sogleich vom Pferde stieg und den Priester
aufsitzen ließ. Am nächsten Tage brachte dieser das Tier dem
Grafen zurück; der aber sprach: „Das sei ferne, daß ich zu Jagd
und Streit das Roß wieder besteige, das den Leib meines Hei-
landes getragen. Es gehöre dir und sei fortan zu ähnlichen
Diensten bestimmt." — Auch der Erzbischof von Mainz hatte
Rudolfs Freundlichkeit erfahren. Als er in jenen gefahrvollen
Zeiten eine Reise nach Rom machte, geleitete ihn der Graf sicher
über die Alpen. Da sprach der Erzbischof beim Abschiede:
„Wollte Gott, Herr Graf, ich lebte noch so lange, daß ich Euch
den mir geleisteten Dienst vergelten könnte!" Jetzt gedachte der
Bischof dieses Versprechens. Auf seinen Vorschlag wurde Rudolf
zum Kaiser erwählt.
Die Krönung geschah zu Aachen. Als nun die Fürsten dem
neuen Kaiser Treue schwuren, fehlte gerade das Reichszepter,
auf welches der Eid geleistet zu werden pflegte. Da ergriff Rudolf
rasch ein Kruzifix und sagte: „Dieses Zeichen, in welchem wir
und die ganze Welt erlöset sind, wird ja wohl die Stelle des
Zepters vertreten können." Und die Fürsten leisteten darauf die
Huldigung. Nur einer war nicht in Aachen erschienen und wei-
gerte sich, Rudolf als Kaiser anzuerkennen. Das war der mächtige
Böhmenfürst Ottokar, der den Königstitel führte und seine Herr-
schaft weithin über die österreichischen Länder ausgebreitet hatte.
Dem stolzen Manne däuchte es schimpflich, einem armen Grafen,
wie er Rudolf spottend nannte, Gehorsam zu leisten. Aber Ru-
dolf bezwang den Widerspenstigen in einer Schlacht und entriß
ihm Österreich. Er gab dieses Land seinen eigenen Söhnen
und wurde dadurch der Gründer des Habs burgisch-öster-
reichischen Herrscherhauses.
Nach der Besiegung Ottokars richtete sich des Kaisers Sorge
vor allem darauf, Ruhe und Ordnung im Reiche zurückzuführen.
Er durchzog Deutschland von einem Ende zum andern, saß oft
selbst zu Gericht und verhängte strenge Strafen gegen die Frevler
und Friedensstörer. Vorzüglich die übermütigen Raubritter be-
kamen seinen starken Arm zu fühlen. Eine ganze Menge Raub-
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Extrahierte Personennamen: Rudolf_von_Habsburg Rudolf Rudolf Rudolf Rudolfs Graf Rudolf Rudolf Rudolf Rudolf Rudolf Rudolf Ottokar Ottokar Rudolf Rudolf Ottokars
Extrahierte Ortsnamen: Mainz Habsburg Mainz Rudolfs Rom Aachen Aachen Ottokars Deutschland
355
3.
Herr Heinrich schaut so fröhlich drein:
„Wie schön ist heut’ die Welt!
Was gilt’s? heut gibt’s 'neu guten
Fang!“ —
Er lugt zum Himmelszelt.
4.
Er lauscht und streicht sich von der
Stirn
das blondgelockte Haar:
„Ei doch! was sprengt denn dort
herauf
für eine Reiterschar?“
5.
Der Staub wallt auf, der Hufschlag
dröhnt,
es naht der Waffen Klang:
„Dass Gott, die Herrn verderben mir
den ganzen Vogelfang!“
6.
„Ei nun! — was gibt’s?“ es hält der
Tross
vorm Herzog plötzlich an.
Herr Heinrich tritt hervor und spricht:
„Wen sucht ihr Herrn? sagt an!“
7.
Da schwenken sie die Fähnlein bunt
und jauchzen: „Unsern Herrn!
Hoch lebe Kaiser Heinrich! — Hoch
des Sachsenlandes Stern!“
8-
Dies rufend, knien sie vor ihm hin
und huldigen ihm still
und rufen, als er staunend fragt:
„’s ist deutschen Reiches Will’!“
9.
Da blickt Herr Heinrich, tief bewegt,
hinauf zum Himmelszelt!
„Du gabst mir einen guten Fang! —
Herr Gott, wie dir’s gefällt!“ Vogl.
16. Otto der Große.
Heinrichs des Städtegründers Sohn und Nachfolger war der glän-
zende und prachtliebende Otto der Große. Er war zwar nur von den
Franken und Sachsen, die damals den eigentlichen Kern des deutschen
Reichs bildeten, gewählt worden, aber bei seiner feierlichen Krönung zu
Aachen huldigten ihm die Großen ans allen deutschen Landen, und bei dem
festlichen Königsmahle in der Pfalz Karls des Großen versahen die vier
übrigen Herzöge (die von Franken, Schwaben, Baiern und Lothringen) zum
ersten Male die Hofdienste als Truchseß, Mundschenk, Marschall und
Kämmerer. Auf diese Weise entstanden die sogenannten Erzämter am kaiser-
lichen Hofe, welche bei der Krönung der folgenden Kaiser ein Vorrecht der
Wahl- oder Kurfürsten blieben.
Um sich mehr den Pflichten seines Herrscheramtes zu widmen und
besser für das ganze Deutschland zu sorgen, übertrug Otto sein Herzogtum
Sachsen dem tapfern Hermann Billnng, in dessen Familie es lange
erblich blieb. Er selbst hatte nicht nur im Innern seines Reiches ernste
Kämpfe mit den großen Fürsten zu bestehen, um sie in Gehorsam zu er-
halten, sondern auch nach außen mußte er fortwährend gegen die Slaven,
Dänen und Ungarn zu Felde liegen. Die ersteren machte er bis an die
Oder tributpflichtig; die Dänen aber züchtigte er durch einen Kriegszug,
der hoch bis in Jütland hinaufging, zwang ihren König Harald zur An-
nahme des^Christentums und stellte die von seinem Vater gegründete Mark-
grafschaft Schleswig wieder her. Den schwersten Kampf jedoch hatte er
gegen die Ungarn zu bestehen.
Im Jahre 955 fielen diese von neuem in Deutschland ein. Sie
drohten übermütig, daß ihre Rosse die deutschen Ströme austrinken sollten.
23*
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Extrahierte Ortsnamen: Sachsen Aachen Pfalz_Karls Schwaben Baiern Lothringen Deutschland Sachsen Ungarn Deutschland
356
Zahlloses Volk (es wird erzählt, daß ihrer 100000 gewesen) tobte gegen
Baiern heran und legte sich vor Augsburg. Da eilte Kaiser Otto mit
seinem Heere der Stadt zu Hilfe. Die Ungarn mochten nun nicht länger
vor Augsburg bleiben, sondern zogen bis an den Lech den Deutschen ent-
gegen. Der Kaiser theilte sein Heer in acht Haufen. Drei davon waren
lauter Baiern; die führte Graf Eberhard an. Den vierten Haufen bilde-
ten die Franken; an ihrer Spitze stand Herzog Konrad. Der fünfte Haufe
bestand aus den edelsten Kampfhelden des ganzen Heeres; der Kaiser selbst
war ihr Vorfechter. Den sechsten und siebenten Haufen bildeten die
Schwaben mit ihrem Herzog Burkhard, und den achten die Böhmen. —
Alle diese Völker schwuren sich unter einander Treue und Hilfe, wie leib-
liche Brüder. Das war am 9. August 955. Als nun die Ungarn das
deutsche Heer in Schlachtordnung erblickten, schwammen sie voll Ungeduld
auf ihren Rossen durch den Lech ans linke Ufer; dort umritten sie die
Schlachtordnung der Deutschen und warfen sich plötzlich mit wildem Ge-
heul von hinten auf die Böhmen. Diese hielten den Pfeilregen nicht lange
aus und flohen. Da brachen die Sieger schnell auch auf die Schwaben
los, welche sich mannhaft wehrten, aber endlich dennoch weichen mußten.
Als der Kaiser diese große Gefahr sah, winkt er dem Herzog Konrad von
Franken. Wie ein gereizter Löwe sprang dieser den Ungarn entgegen, warf
sie zurück, befreite alle Deutschen, welche sie gefangen hatten, und brachte
sie dem Kaiser. Am andern Morgen (es war der Festtag des heiligen
Laurentius) betete der Kaiser inbrünstig zu Gott und gelobte, wenn Christus
ihm die Feinde des Glaubens und des Vaterlandes überwinden helfe, dem
heiligen Laurentius ein Bistum in Merseburg zu stiften. Dann las der
Bischof Ulrich dem Heere die Messe und reichte dem knieenden Kaiser den
Leib des Herrn. Als sich Otto wieder erhoben, sprach er zu den Deutschen:
„Seht um euch! Zahllos sind die Haufen der Heiden; aber mit uns ist
der mächtigste Helfer, Christus mit seinen Scharen. So laßt uns aus-
halten und lieber sterben, als weichen! Doch wozu viele Worte! Statt der
Zunge rede das Schwert!" Hoch zu Roß, den Schild am Arm, sprengt er
jetzt im Glanze der Morgensonne seinen Deutschen voran. Nun beginnt
die Schlacht. Unwiderstehlich rückt das deutsche Heer, Mann an Mann,
gegen die Ungarn heran. Schon weichen diese aus einander; aber um so
heißer wird ihre Wut. Viele deutsche Helden müssen sie fühlen. Endlich
werden die Haufen der Ungarn zersprengt. Die Deutschen vernichten die
wenigen, welche widerstehen. Jetzt wird die Verwirrung der Ungarn all-
gemein; ihr Entsetzen wächst; die weite Ebene wimmelt von Flüchtlingen.
Heulend sprengen sie in den Lech; aber der ist gut deutsch und läßt weder
Rosse noch Reiter los; Leichen füllen das Flußbett; die blutgefärbten
Wasser schwellen über. — So wird das übermütige Volk vernichtet; nur
wenige entrinnen dem heißen Tag. Noch am Abend zieht Otto mit dem
Bischof Ulrich glorreich in Augsburg ein und dankt dem Herrn für Deutsch-
lands Befreiung. — Die Ungarn aber wagten sich seitdem nicht wieder
aus ihrem Lande hervor; Deutschland war fortan gegen ihre Räubereien
gesichert.
Auch in Italien kämpfte Otto siegreich; in Rom empfing er die Kaiser-
krone, welche seitdem mit der deutschen vereinigt blieh. Er endete sein
thatenreiches Leben im Jahre 973; seine treue Stadt Magdeburg birgt
seine Gebeine. Wetzet.
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Franken Konrad Christus Ulrich Otto Christus Otto Ulrich Otto
Extrahierte Ortsnamen: Schwaben Ungarn Ungarn Merseburg Ungarn Ungarn Ungarn Augsburg Deutschland Italien Rom Magdeburg
357
17. Otto und Heinrich.
1. Zu Quedlinburg im Dome ertönet Glockenklang,
der Orgel Stimmen brausen zum ernsten Chorgesang;
cs sitzt der Kaiser drinnen mit seiner Ritter Macht,
voll Andacht zu begehen die heil'ge Weihenacht.
2. Hoch ragt er in dem Kreise mit männlicher Gestalt,
das Auge, scharf wie Blitze, von goldnem Haar umwallt;
man hat ihn nicht zum Scherze den Löwen nur genannt,
schon mancher hat empfunden die löwenstarke Hand.
3. Wohl ist auch jetzt vom Siege er wieder heimgekehrt,
doch nicht des Reiches Feinden hat mächtig er gewehrt:
es ist der eigne Bruder, den seine Waffe schlug,
der dreimal der Empörung blutrotes Banner trug.
4. Zu Quedlinburg im Dome ertönt die Mitternacht,
vom Priester wird das Opfer der Messe dargebracht;
es beugen sich die Knie, es beugt sich jedes Herz,
Gebet in heil'ger Stunde steigt brünstig himmelwärts.
5. Da öffnen sich die Pforten, es tritt ein Mann herein,
es hüllt die starken Glieder ein Büßerhemde ein;
er schreitet auf den Kaiser, er wirft sich vor ihm hin,
die Knie er ihm umfasset mit tiefgebeugtem Sinn.
6. „O Bruder! meine Fehle, sie lastet schwer auf mir,
hier liege ich zu Füßen, Verzeihung flehend, dir;
was ich mit Blut gesündigt, die Gnade macht es rein;
vergib, o strenger Kaiser, vergib, du Bruder mein!"
7. Doch strenge blickt der Kaiser den sünd'gen Bruder an:
„Zweimal hab ich vergeben, nicht fürder mehr fortan!
Die Acht ist ausgesprochen, das Leben dir geraubt,
nach dreier Tage Wechsel da fällt dein schuldig Haupt!"
8. Bleich^ werden rings die Fürsten, der Herzog Heinrich bleich,
und Stille herrscht im Kreise gleich wie im Todtenreich.
Man hätte mögen hören jetzt wohl ein fallend Laub,
denn keiner wagt zu wehren dem Löwen seinen Raub.
9. Da hat sich ernst zum Kaiser der fromme Abt gewandt,
das ew'ge Buch der Bücher, das hält er in der Hand;
er liest mit lauter Stimme der Heilgen Worte Klang,
daß es in aller Herzen wie Gottes Stimme drang:
10. „Und Petrus sprach zum Herren: Nicht so? genügt ich hab',
wenn ich dem sünd'gen Bruder schon siebenmal vergab?
Doch Jesus ihm antwortet: Nicht siebenmal vergib,
nein, siebenzigmal sieben, das ist dem Vater lieb!" —
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Extrahierte Personennamen: Otto Heinrich Heinrich Heinrich Heinrich Petrus
359
wies, that Gregor ihn in den Bann, sprach seine Untertanen von dem
Gehorsam gegen den Kaiser los und untersagte ihm die Regierung. Als end-
lich sogar die Fürsten zusammentraten und ihm drohten, einen andern
Kaiser zu wählen, wenn er sich nicht mit dem Papste versöhne, da entschloß
sich der Kaiser, nach Italien zu reisen. Es war im Winter des Jahres
1077, als er mit seiner Gemahlin, seinem dreijährigen Söhnlein und einem
kleinen Gefolge die mühsame Pilgerfahrt antrat. Er kam an die Alpen.
Hier hatten ihm seine Feinde, denen daran lag, daß er im Banne blieb,
alle gebahnten Wege verlegt. Er mußte deshalb einen großen Umweg
durch einen Theil von Frankreich machen und über die Seealpen nach
Italien sich einen Weg suchen. Hmr ans den starren Eisfeldern und Glet-
scherrücken war kein Schritt ohne Lebensgefahr. Über verborgene, kaum
dem kühnen Gemsenjäger gangbare Pfade stieg er mühsam hinan. Und doch
war die größte Eile nötig; denn die Frist, welche ihm die Fürsten gesetzt
hatten, neigte sich schon ihrem Ende zu. Endlich war die Höhe des Gebirges
erreicht; aber noch größere Mühseligkeiten und Gefahren bot die andere
Seite dar. Diese war so abschüssig, daß man keinen festen Fuß fassen
konnte. Auf Leben und Tod mußte der Versuch gewagt werden. Die
Männer krochen auf Händen und Füßen; die Frauen wurden in Schläu-
chen von Ochsenhäuten an Seilen hinabgelassen. An den gefährlichsten
Stellen wurden die Pferde vorangelassen, indem man ihnen die Beine zu-
sammenband und sie an Stricken hinunter gleiten ließ, wobei mehrere um-
kamen. Mit beispielloser Geduld bestand Heinrich alle Mühseligkeiten und
Gefahren der Reise, um sich nur wieder mit dem Papste auszusöhnen.
Gregor erschrak, als er hörte, der Kaiser sei im Anzüge; denn er
meinte, Heinrich komme, um sich zu rächen. Und wirklich hätte Heinrich
solches thun können; denn die lombardischen Großen und Bischöfe^ kamen
ihm frohlockend entgegen, in der Hoffnung, er werde sie gegen den herrsch-
süchtigen Gregor anführen. Aber Heinrich wies sie mit den Worten ab:
„Ich bin nicht gekommen zu kämpfen, sondern Buße zu thun". Gregor
freute sich nicht wenig, als er hörte, daß der deutsche König sich als büßen-
der Pilger ihm nahe. Sobald Heinrich im Schloße Canossa, wo der Papst
damals war, anlangte, ließ er den Papst bitten, ihn vom Bannspruche zu
lösen. Er wolle sich jeder Bußübung unterziehen, die der Papst ihm auf-
erlegen würde. Seine Bitte ward ihm gewährt. Gregor verlangte jedoch,
daß Heinrich im Büßerhemd vor ihm erscheine. Der König mußte, nur
mit einem wollenen Hemde angethan, mit entblößtem Haupte und barfuß
im Schloßhofe auf des Papstes Entscheidung warten. Drei Tage lang
stand er so, ohne sich durch Speise und Trank zu erquicken. Endlich am vierten
Tage ließ der Papst den Büßenden vor sich kommen und sprach ihn unter
den Bedingungen vom Banne los, daß er ruhig nach Deutschland gehe
und sich aller königlichen Gewalt cntschlage, bis auf einem Reichstage
entschieden sei, ob er König bleiben solle oder nicht. Einen so harten Be-
scheid hatte Heinrich nicht erwartet. Mit Unwillen und Zorn im Herzen
schied er von Gregor, nach der günstigen Stunde sich sehnend, wo er sich
rächen könnte.
Unterdes hatten Heinrichs Feinde in Deutschland den Herzog Rudolf
von Schwaben zum König gewählt. Durch das Leiden männlicher ge-
worden, zog Heinrich gegen ihn zu Felde, und in einem dreijährigen ver-
heerenden Kriege war ganz Deutschland zwischen dem Kaiser und dem
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Extrahierte Personennamen: Gregor Gregor Heinrich Heinrich Gregor Heinrich Heinrich Heinrich Heinrich Gregor Heinrich Heinrich Gregor Heinrich Heinrich Gregor Heinrich Heinrich Heinrich Heinrich Gregor Gregor Heinrichs Heinrichs Rudolf
von_Schwaben Rudolf Heinrich Heinrich
Extrahierte Ortsnamen: Italien Frankreich Italien Schloße_Canossa Deutschland Deutschland Deutschland
363
8. So war das Gold der Krone wohl rein und unentweiht;
die Sage schallt herüber aus halhvergess’ner Zeit.
Im Jahr elfhundert vierzig, wie ich's verzeichnet fand,
galt Königswort noch heilig im deutschen Vaterland.
Chaxnis80.
21. Friedrich Barbarossa.
In der Mitte von Schwaben erhebt sich der hohe Staufen, ein
kegelförmiger Berg. Hier stand einst die Stammburg eines berühmten
deutschen Kaiserhauses, das den Namen Hohenstaufen führt. Jetzt find
die Trümmer der alten Heldenburg mit Gras und Disteln überwachsen.
Die hohen, mit Moos überzogenen Eichen in dem Walde am Fuße des
Berges haben vielleicht in ihrer Jugend noch etwas von der Herrlichkeit
geschaut, die einst auf dem Berge thronte. — Im Jahre 1152 wählten
die deutschen Fürsten einstimmig unter lautem Zurufe des Volkes den
Herzog Friedrich aus dem Hause der Hohenstaufen zum Kaiser. Fünf
Tage nach der Wahl krönte ihn der Erzbischof von Köln im Münster zu
Aachen.
Friedrich stand damals in der Fülle der Manneskraft. Eine hohe
Gestalt und eine edle Schönheit zeichneten ihn aus. Sein Haar war blond
und hing nach der Sitte der damaligen Zeit bis hinter die Ohren herab;
auf der Stirn war es kurz abgeschnitten und gekräuselt. Seine Haut war
weiß, seine Wangen von Jugendfrische gerötet. Wegen seines rötlichen
Bartes nannten ihn die Italiener Barbarossa, d. i. Rotbart. Aus
seinen blauen Augen strahlte Milde und Wohlwollen. Sein Gang war
fest, sein Anstand männlich und würdevoll. In ritterlichen Übungen stand
er keinem nach. Bei Festen war er heiter; doch haßte er ausschweifende
Lustigkeit. Er war klug und fest im Rat, stark und tapfer in der That,
streng gegen Widerstrebende, leutselig gegen Reuige. Im Grauen der Morgen-
dämmerung besuchte er die Kirche, um den Tag mit Gebet zu beginnen.
Vor allem aber meinte er, ein Kaiser habe sein Amt von Gottes Gnaden;
es sei ihm aufgetragen, Recht und Gerechtigkeit zu handhaben. Wer den
Bösen schone, thue dem Guten Schaden, und unzeitige Milde sei eine
Brandfackel in der Hand des Frevlers. Darum galt vor ihm kein An-
sehn der Person, und wo er auftrat, da bebten die Übelthäter.
Zu seiner Zeit gab es in Deutschland Hader und Zwiespalt genug.
Die Fürsten stritten unter einander und verlangten vom Kaiser, er solle
regieren, wie es ihnen genehm war. Da beschloß Friedrich, das Kaisertum
wieder reich zu machen an Macht und Ehren, wie es zu Karl des Großen
Zeit gewesen war. Sechs und sechzig ihrer Burgen legte er in Trümmer
und schaffte im deutschen Reiche Ruhe und Sicherheit. Unbestritten war
er das Haupt der ganzen Christenheit. Gesandte aus allen Ländern
Europas huldigten ihm im Namen ihrer Fürsten. Stolz auf ihre Macht,
trotzten die lombardischen Städte, namentlich Mailand, hinter ihren festen
Mauern. Aber Friedrich ließ sie dafür schwer büßen und legte Mailand
in Asche.
Nie war der deutsche Name mehr geachtet und gefürchtet, als damals;
nie sahen die deutschen Gauen glänzendere Reichstage, als zu den Zeiten
Barbarossas. Als 70jähriger Greis machte sich Friedrich aus, um den
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T42: [Papst Kaiser König Rom Heinrich Italien Karl Kirche Bischof Jahr]]
TM Hauptwörter (100): [T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T56: [Papst Kaiser Rom Heinrich König Kirche Gregor Bischof Italien Papste], T75: [Haar Auge Kopf Hand Gesicht Mann Farbe Mantel Fuß Frau], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T1: [König Held Herz Mann Volk Siegfried Land Lied Hand Tod]]
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Extrahierte Personennamen: Friedrich_Barbarossa Friedrich Barbarossa Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich Barbarossa Barbarossa Friedrich Friedrich Karl_des_Großen Karl Friedrich Friedrich Barbarossas Barbarossas Friedrich Friedrich
Extrahierte Ortsnamen: Schwaben Aachen Gottes Deutschland Europas Mailand Mailand
8
I. Teil. Bilder aus der Geschichte. Otto. I. Heinrich Iv.
er fleißig und weise. Da mau in jener Zeit noch sehr wenig Städte kannte, so ließ Heinrich
feste Burgen erbauen und diese mit Mauern und Gräben umgeben, um im Kriege den Reichs-
bewohnern eine sichere Zuflucht gewähren zu können. Anfangs wollten die Deutschen nicht in
solchen Städten wohnen; denn sie kamen ihnen wie Gefängnisse vor. Da befahl Heinrich,
jeder neunte Mann vom Lande solle mit seiner Familie in die Stadt ziehen. So geschah
es, und die Städte blühten bald empor.
Kampf mit den Ungarn. Dabei hatte Heinrich I. aber auch nicht versäumt, sein
Volk in den Waffen zu üben. Nachdem der Waffenstillstand beinahe abgelaufen war, beschloß
er, gegen den Feind zu ziehen. Als nun die Ungarn kamen, die jährliche Abgabe von den
Deutschen einzufordern, gab man ihnen zum Hohne nur einen räudigen Hund. Empört hierüber
brachen die Ungarn mit einem großen Heere in Deutschland ein. Dies kam Heinrich aber
nicht unerwartet. In einer furchtbaren Schlacht bei Merseburg (933) besiegte er sie so, daß
sie nie mehr wagten, in Deutschland einzufallen, so lange Heinrich lebte.
Gründung der Nordmark. Nach einem ruhmvollen Siege über die Wenden, errichtete
Heinrich an der Grenze ihres Landes, uni sie im Zaum zu halten, eine Markgrafschaft, die
wendische Mark oder Nordmark, aus welcher später die Mark Brandenburg und der
preußische Staat hervorging.
16. Otto I., der Große 936-73.
Schlacht auf dem Lechfelde. Der Sohn und Nachfolger Heinrich des Vogelstellers
war Otto I. Durch ruhmvolle Thaten erwarb dieser sich den Beinamen „der Große". Bei
seiner Krönung zu Aachen ging es so glänzend und in verschwenderischer Pracht zu, wie
man es bis dahin noch nie gesehen. Die Ungarn aber glaubten nun, wieder einmal einen Ueber-
fall wagen zu dürfen und rückten mit einem unabsehbaren Heere und prahlend mit ihrer Macht
in Deutschland ein. Auf dem Lechfelde in Bayern aber errang Heinrich mit seinen tapfern
Deutschen, welche mit Löwenmut fochten, einen glänzenden Sieg über sie.
Kaiserkrönung zu Rom. Bei einem Zuge, den Ottol. nach Italien machte, um der
großen Unordnung, die dort herrschte zu steuern, verlieh ihm der Papst die römische Kaiser-
krone. Von nun an verblieb Deutschland der Name: heiliges römisches Reich deutscher
Nation. Nach 37jähriger ruhmvoller Regierung starb Kaiser Otto I.
17. Heinrich Iv. 1056-1106.
Heinrichs Erziehung. Heinrich Iv., welcher aus dem fränkischen Fürstenhause stammte,
gelangte schon als sechsjähriges Kind auf den Thron. Seine Mutter verwaltete für ihn das
Reich. Anfangs sehr streng erzogen, ließ man dem feurigen Jünglinge später freien Willen,
welches schlimme Folgen für ihn hatte.
Heinrich und die Sachsen. Mit 15 Jahren für mündig erklärt, trat Heinrich stolz
die Regierung an. Einen ungeheuern Haß hegte er gegen die «Dachsen, welche ihm als ein
widerspenstiges Volk geschildert waren. Er belegte sie mit schweren Abgaben und zwang sie
zu harten Frondiensten. Da verklagten ihn diese beim Papste Gregor Vii. Dieser hatte,
um das Ansehen der Kirche zu erhöhen, bestimmt, kein Fürst solle das Recht haben, geist-
liche Stellen zu besetzen, und kein Geistlicher dürfe eine Ehe eingehen. Die weltliche Gewalt
hänge ganz und gar von der Macht des Papstes ab.
Heinrichs Demütigung. Gregor ließ den Kaiser auffordern, sich gegen die Klage der
Sachsen zu verantworten. Heinrich Iv. wollte sich dem Papste nicht unterordnen, sondern
beabsichtigte, ihn der hohen Würde zu entsetzen. Da that Gregor Vii. den Kaiser in den
Bann und entband die Unterthanen des Gehorsams gegen ihn. Eine offene Empörung brach
jetzt aus, und man drohte, wenn Heinrich sich nicht vom Banne befreie, einen andern Kaiser
zu wählen. Der Papst hielt sich damals zu Canossa in Italien auf. Heinrich pilgerte unter
vielen Mühseligkeiten mitten im Winter dorthin und erlangte endlich nach großer Demüti-
gung die Lossprechung vom Banne, da Heinrich sich noch längere Zeit in Italien aufhielt,
hatte man während dessen Rudolf von Schwaben an seiner Stelle zum Kaiser gewählt. Nach
dreijährigem Kriege um den Thron besiegte Heinrich seinen Gegner endlich in einer Schlacht
bei Merseburg. Vielen Schmerz erlebte Heinrich Iv. an seinem eignen Sohn, der sich offen
gegen den Vater empörte und meinte, einem Vater, aus dem der Bannfluch ruhe, dürfe
er nicht gehorchen. Kurze Zeit darauf starb Heinrich Iv. vor Gram. Mit seinem Sohn
Heinrich V. starb das Geschlecht der fränkischen Kaiser aus.
18. Die Kreuzzüge. 1096-1291.
Peter von Amiens. In alter Zeit war es Sitte geworden, daß man nach Jerusalem
pilgerte, um die Stätten zu sehen, wo einst unser Heiland lebte, und an dem heiligen Grabe
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Extrahierte Ortsnamen: Ungarn Ungarn Hohne Ungarn Deutschland Merseburg Deutschland Brandenburg Ungarn Deutschland Bayern Rom Italien Deutschland Sachsen Sachsen Italien Italien Merseburg Jerusalem
1877 -
Ruhrort
: Selbstverl. W. Ricken und C. Schüler
Autor: Schüler, C., Ricken, W. M.
Auflagennummer (WdK): 28
Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
Schultypen (WdK): Volksschule
Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
Inhalt Raum/Thema: Deutsche Literatur
Geschlecht (WdK): koedukativ
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Schutz und Begleitung durch die Schweiz an, und Werner sprach
Leim Abschiede die Worte: „Edler Graf, könnte ich späterhin den
mir erwiesenen Dienst durch die That vergelten!" Jetzt war die
gelegene Zeit.
2. Rudolf und der Priester. Einmal war Rudolf auf
die'jagd gegangen. Im Walde begegnete er einem Priester, wel-
cher zu einem Kranken wollte, um ihm zum letzten Male das hei-
lige Abendmahl zu reichen. Der angeschwollene Bach hatte aber den
Steg weggerissen, und eben wollte der Priester das Wasser durch-
waten; da stieg Rudolf von seinem Pferde und half dem Priester hinauf.
Als dieser andern Tags dem Grafen das Pferd zurückbrachte, schenkte
es ihm Rudolf mit den Worten: „Verhüte Gott, daß ich ferner das
Pferd zum Jagen benutzen sollte, welches zu so heiligem Dienst ge-
braucht worden ist; behalte es für dich zu ähnlichen Diensten."
3. Rudolf gegen Ottokar und die Raubritter. Dieser
fromme und tapfere Graf wurde nun fast einstimmig erwählt, und
herrlich hat er das in ihn gesetzte Vertrauen gerechtfertigt. Zuerst
zog er gegen den widerspenstigen König Ottokar von Böhmen.
Auf dem Marchfelde bei Wien kam es zur Schlacht, in welcher Ottokar
sein Leben verlor. Nun machte er sich an die Zerstörung der Naubschlöster.
Einst zerstörte er ihrer in einem Monat über 60. Die adeligen
Räuber ließ er so gut bestrafen und hinrichten, wie die andern. „Keinen
halte ich für adelig," sagte er, „der von Raub und unehrlicher Han-
tirung lebt." Dabei blieb er auf dem Kaiserthrone einfach und menschen-
freundlich und wurde daher zuweilen nicht als Kaiser erkannt.
4. Rudolf und die Bäckersfrau. Als er mit seinem Hof-
lager einst bei Mainz stand, ging er mir seinem einfachen Wamms
auch in die Stadt. Da es strenge kalt war, trat er in das offene
Haus eines Bäckers, um sich zu erwärmen. Die Bäckersfrau hielt ihn
für einen gemeinen Soldaten, schalt über seine Dreistigkeit und schimpfte
auf die Soldaten und den Kaiser. Als dieser die Schimpfreden
lächelnd anhörte, wurde die Frau so aufgebracht, daß sie einen Topf
Wasser nahm und den Kaiser damit begoß. Durchnäßt, doch ganz
gelassen, verließ er das Bäckerhaus. Mittags schickte er durch einen
Diener der Frau einige Schüsseln mit Essen und ließ ihr sagen, das
schicke der Soldat, den sie vormittags so unfreundlich behandelt habe.
Als dieselbe erfuhr, daß der Geschimpfte der Kaiser sei, lief sie eilends
hinaus, warf sich Rudolfen zu Füßen und bat um Verzeihung. Er
aber belegte sie mit der Strafe, daß sie den ganzen Vorfall der Gesell-
schaft nochmals erzählen mußte. —
Gern hätte Rudolf vor seinem Tode noch seinen Sohn Albrecht
zu seinem Nachfolger erwählt gesehen; aber hierin waren ihm die deut-
schen Fürsten nicht zu Willen. Er starb 1291 zu Germersheim.
Walter.
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Extrahierte Personennamen: Werner Rudolf Rudolf Rudolf Rudolf Rudolf Rudolf Rudolf Rudolf Rudolf Rudolf Ottokar Ottokar Ottokar_von_Böhmen Ottokar Ottokar Ottokar Rudolf Rudolf Rudolf Rudolf Albrecht Albrecht
1877 -
Ruhrort
: Selbstverl. W. Ricken und C. Schüler
Autor: Schüler, C., Ricken, W. M.
Auflagennummer (WdK): 28
Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
Schultypen (WdK): Volksschule
Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
Inhalt Raum/Thema: Deutsche Literatur
Geschlecht (WdK): koedukativ
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eine schlechte Erziehung zu verderben und flößte ihm einen unverstän-
digen Haß gegen die Sachsen ein, mit denen er selbst in beständigem
Streite lag. Da drohten die deutschen Fürsten einen andern König
zu wählen, wenn Heinrich sich nicht von ihrem Feinde trenne. Das
geschah denn auch endlich; aber der stolze, launenhafte 16 jährige Jüng-
ling erlaubte sich gegen die Sachsen solche Ungerechtigkeiten, daß die
erbitterten Feinde sich an den Papst wandten, mit dem Heinrich ebenfalls
in der größten Spannung lebte.
2. Erhebung der päpstlichen Macht. Um diese Zeit saß
Gregor Vii. auf dem päpstlichen Stuhle, ein Mann von hoher
Gelehrsamkeit, strengen Sitten und eiserner Festigkeit des Willens.
Er war der Sohn eines Zimmermanns und hieß nach seinem Familien-
namen Hildebrand. Durch ihn wurde die päpstliche Macht auf den
höchsten Gipfel erhoben. Er erklärte, der Papst sei der Nachfolger
des h. Petrus, er sei der Statthalter Christi auf Erden; seine Gewalt
sei allein von Gott, ihn könne deshalb niemand richten. Die geistliche
Gewalt müsie die weltliche leiten und beleben, wie die Sonne den
Mond und die Seele den Leib. Um die Kirche gänzlich von der welt-
lichen Macht unabhängig zu machen, gebot er: 1) Kein geistliches Amt
solle mehr um Geld verkauft werden (Simonie); 2) kein Fürst solle
mehr ein geistliches Amt ertheilen dürfen. Von nun an solle einzig
der Papst das Recht haben, Bischöfe zu ernennen und ihnen die
Zeichen ihrer Würde, Ring und Stab, zu geben (Jnvestiturrecht);
Z) kein Geistlicher solle verheirathet sein (Cölibat).
3. Streit zwischen Kaiser und Papst. Bei diesem Manne
war nun Heinrich von den Sachsen verklagt. Gregor forderte ihn zur
Rechenschaft. Als Heinrich diese Zumuthung zurückwies, sprach der
Papst den Bann über ihn aus und alle Deutschen von dem Eide der
Treue los. Anfangs lachte jener darüber; bald aber erklärten ihm
die deutschen Fürsten, einen andern Kaiser wählen zu wollen, wenn er
sich nicht mit dem Papst versöhne. Da entschloß sich der Kaiser, nach
Italien zu reisen. Im Januar des Jahres 1077 trat er mit seiner
Gemahlin, seinem Söhnlein und einem kleinen Gefolge die Pilgerfahrt
an. Unter tausend Mühseligkeiten kam er nach Oberitalien.
Gregor war bei Heinrichs Ankunft gerade auf seiner Reise zum
Reichstage nach Augsburg begriffen und eben in Oberitalien angelangt.
Er erschrak, als er hörte, der Kaiser sei im Anmarsche; denn er meinte,
Heinrich komme, um sich für die ihm angethane Schmach zu rächen.
Und wirklich hätte Heinrich solches thun können; denn die lombardischen
Großen und Bischöfe empfingen ihn mit Jubel in der Hoffnung, er
werde sie gegen den herrschsüchtigen Gregor anführen. Sie boten ihm
alle ihre Hülfe an; Heinrich aber wies sie mit den Worten zurück:
„Ich bin nicht gekommen, zu kämpfen, sondern Buße zu thun."
4. Heinrich in Canossa. Gregor war schnell in das feste
Schloß Canossa, zu seiner Freundin, der reichen Markgräfin Mathilde
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